Mit der Fütterung dem Schwanzbeißen entgegenwirken

Deutschlands Schweinehalter müssen umdenken und nach neuen Lösungen suchen im Hinblick auf die Einführung des umfassenden Kupierverbots. Mit zunehmenden Diskussionen in Politik und Gesellschaft wird bereits an den Ursachen für das Schwanzbeißen geforscht und mögliche Unterbindungsstrategien abseits des Kupierens erprobt. Warum neigen Schweine überhaupt zum Schwanzbeißen? Wie reagiert man am besten darauf? Und welchen Einfluss hat die Fütterung?

Ursachen

Die Ursachen für den Kannibalismus zwischen Artgenossen sind komplex und daher nicht mit einem einzigen Lösungsansatz zu erklären. Neben der genetischen Veranlagung gilt fehlende Beschäftigung als Hauptursache. Da Schweine von Natur aus neugierige Tiere sind und den Großteil ihrer Zeit mit der Futtersuche und -aufnahme verbringen, stellt ein reizarmer Stall ohne Ablenkungsmöglichkeiten eine große Herausforderung dar. Resultierend aus dieser Langeweile beginnen die Tiere oft damit, ihre Artgenossen zu „beknabbern“ und zu verletzen. Hier muss jedoch zwischen einem leichten, spielerischen Schwanzbeißen und dem aggressiveren, von Frustration und Stress hervorgerufenen Schwanzbeißen differenziert werden.

Darüber hinaus haben aber auch das Stallklima, die Gruppengröße, die Fütterung, die Intensität der Mast und die Bodengestaltung Einfluss auf das generelle Wohlbefinden und Stressniveau der Tiere. Durch eine Optimierung dieser Einflussfaktoren kann das Risiko des Schwanzbeißens deutlich gesenkt werden. Eine vollständige Unterbindung dieses Verhaltens ist allerdings schwer umsetzbar.

Was tun bei akuten Vorfällen?

Bei ersten Anzeichen von Schwanzbeißen in einer Gruppe sollte so schnell wie möglich gehandelt werden, um eine Verstärkung des Fehlverhaltens zu vermeiden und den Schaden einzugrenzen. Am effektivsten ist es hier, den Tieren direkt neue und für alle ausreichend verfügbare Ablenkungen (z.B. Jutesäcke, Luzerneballen, Hanfseile oder Stroh) zur Verfügung zu stellen. Zudem sollten, wenn möglich, die verletzen Tiere von dem Rest der Gruppe getrennt werden, um eine individuelle Behandlung der Wunden und eine Trennung von „Täter“ und „Opfer“ zu gewährleisten. Außerdem sollten die oben genannten Ursachen und Einflussfaktoren, überprüft und wenn möglich korrigiert werden.

Was kann die Fütterung tun?

Rohfaserversorgung als Beschäftigungstherapie

Um dem Schwanzbeißen langfristig vorbeugen zu können verspricht der Ansatz der Rationsgestaltung als Beschäftigungsmöglichkeit den größten Erfolg. Ein durchgehend gesättigter Magen-Darm-Trakt und ein befriedigtes Futtersuchverhalten, durch „Beschäftigung“ mit dem Futter (z.B. Strohraufen, Wühlen), führt zu einer ruhigeren Gruppe und weniger Verhaltensstörungen.

Um dieses Bedürfnis nach Sättigung möglichst konsequent zu erfüllen, muss die Dauer der Futteraufnahme und dessen Verdauung so viel Zeit wie möglich in Anspruch nehmen, ohne das Tier zu überfüttern. An dieser Stelle kommt der Rohfaser, beziehungsweise die Faserfraktionen der NDF (Neutrale Detergenzfaser) und der ADF (Saure Detergenzfaser) eine große Bedeutung in der Rationsgestaltung zu.

Die NDF Fraktion wirkt sich förderlich auf die Darmflora aus und füllt den Verdauungstrakt langfristiger, da sie auch wesentlich schwieriger zu verdauen ist als z.B. Stärke. Der optimale Bereich für die NDF Versorgung beim Mastschwein liegt bei 140 g/kg Futter (88% TM) und sollte 130 g/kg nicht unterschreiten. Die ADF im Futtermittel bzw. in der Ration erhöht das Wasserhaltevermögen im Verdauungstrakt und hat damit eine bessere Sättigungsfähigkeit, wodurch der Magen-Darm-Trakt der Tiere länger und voluminöser gefüllt ist. Durch die niedrige Verdaulichkeit dieser Fraktion sollte der maximale Richtwert von 40 g/kg allerdings nicht überschritten werden, um die Gesamtverdaulichkeit nicht zu reduzieren.

Die Menge und das Verhältnis dieser beiden Faserfraktionen sind ausschlaggebend für die positiven Effekte auf die Darm- und Tiergesundheit und die damit einhergehende biologische Leistung.

In unserem neuen Futtergesundheitsmodell für Mastschweine haben wir diese Richtwerte berücksichtigt, um das Risiko des Schwanzbeißen mithilfe eines gut gesättigten Magen-Darm-Trakts deutlich zu senken. fodjan für Schweine gibt es aktuell schon in fodjan Pro, die App für Schweine folgt in wenigen Monaten.

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**Titelbild von Jon Olav Eikenes

 

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